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Transparenz als Erfolgsfaktor

gespräch mit prof süß

Hr. Prof. Süß, wie würden sie ihre aktuelle Funktion beschreiben?

Ich bin seit 2010 Professor für Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Personal, Arbeit und Organisation an der Universität Düsseldorf und aktuell auch Dekan der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. 

Welche Themen stehen bei Ihnen und ihrer Arbeit im Fokus?

Wir haben uns vor einigen Jahren intensiver und in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt, mit dem Thema Freelancing beschäftigt. Generell beschäftigen wir uns in verschiedensten Forschungsprojekten u.a. mit Themen wie Personalmanagement, Arbeitgeberattraktivität, flexibles Arbeiten usw.

Diese Forschungsprojekte erlauben es mir, einen ganz guten Blick auf die Entwicklungen am Arbeitsmarkt zu haben. Was erwarten Menschen von der Arbeit? Welche Rollen wollen sie einnehmen? Wir beobachten eine zunehmende Bedeutung der örtlichen, zeitlichen und vor allem inhaltlichen Flexibilität. Das sind Dinge, die dem Freelancing zuträglich sind.

Was sind aus ihrer Sicht Motive, warum Menschen selbstständig arbeiten möchten?

Unserer Beobachtung und Forschung nach ist es so, dass ein sehr zentrales Motiv die inhaltliche Flexibilität ist und Menschen projektbezogen arbeiten möchten. Wenn ein Projekt zu Ende ist, hat man vielleicht kurz Pause und geht dann ins nächste Projekt.  Für viele ist es auch ein Motiv, viele Unternehmen und Menschen kennenzulernen, dabei selbst zu lernen und sich zu entwickeln.

Aus meiner Wahrnehmung sind Flexibilität und Lernen die beiden zentralen Motive.

Wie können Unternehmen mit Freelancer:innen gut zusammenarbeiten?

Wir haben in einem Projekt auch erheben können, dass aufgrund von fehlender Transparenz Neiddebatten zwischen Angestellten und Freelancer:innen entstehen können. Es werden oft nur die Vorteile vom Freelancing gesehen und nicht auch die Nachteile. Das ignoriert, dass ein/e Freelancer:in eine andere Kosten- und Risikosituation hat. Das kann zu Problemen im täglichen Tun führen. Wenn ich allerdings Transparenz schaffe und den Festangestellten sage, der oder die ist jetzt nur für ein spezifisches Projekt da, ist Unternehmer:in und hat eine andere Kosten- und Risikostruktur und deswegen liegen auch andere Stundensätze dahinter, sind diese Probleme nicht so ausgeprägt.

Meine Wahrnehmung ist auch die, dass mit zunehmender Etablierung eine neuen Arbeitsform, sei es Arbeiten im Homeoffice vs. Arbeiten im Office oder Festanstellung vs. Freelancing solche Neiddebatten auch zurückgehen. Es wird gewohnter, indem ich mit Leute spreche und in gewisser Weise feststelle, es ist nicht alles Gold was glänzt sondern die haben auch andere Problemsituationen.

Was empfehlen sie Unternehmen heute, im Bezug auf eine Zusammenarbeit mit Freelancern?

Ich würde Unternehmen empfehlen, erstmal diese Erfahrung zu machen. Aufgrund der Entwicklungen am Arbeitsmarkt wird man sich nicht mehr vor freien Arbeitskräften verschließen können.

Wenn man dann auf diese Arbeitskräfte zurückgreift, ist es wichtig sich bewusst zu machen, dass man eine andere Kategorie von Individuum in die Organisation holt. Eben keine/n Mitarbeiter:in, kein Personal im engeren Sinne, sondern eine/n Einzelunternehmer:in, der/die eine andere Kostenstruktur, eine andere Qualifikation und auch eine andere Bindung hat. Das kann für das Unternehmen positiv sein, weil ich weiß, ich hab die Person nicht dauerhaft da, sondern nur projektbezogen.

Hr. Prof. Süß, vielen Dank für das Gespräch.

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